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AutorenbildDiana Miranda

Day 31 - Ohne Frau sehe ich grau

Systemrelevant. Ein Wort, dass derzeit in aller Munde ist. Doch was heisst das genau? Hier folgt ein Erklärungsversuch: Als systemrelevant werden Unternehmen und Berufe bezeichnet, die für die Volkswirtschaft und Infrastruktur in einem Staat so bedeutsam sind, dass ihre Dienstleistung besonders geschützt werden muss.


Den meisten ist spätestens seit 2008 wahrscheinlich klar, dass Banken eine grosse Rolle in dieser Systemrelevanz - was die Wirtschaft zumindest angeht - spielen. Deren Insolvenz könnte verheerende Folgen für das Finanzsystem haben und deswegen werden solche Institute in einer Krise durch öffentliche Mittel unterstützt oder gar gerettet. Das kennen wir alles aus jüngster Geschichte. Die Finanzkrise lässt grüssen.


Was für die meisten von uns allerdings neu ist (ich nehme an, die wenigsten haben einen Krieg oder Corona-ähnliche Krisen schon einmal erlebt), ist nicht die Bedeutung von systemischen Finanzdienstleistern, sondern die von systemrelevanten Berufen. Berufe also, die in einer Krise unabdingbar sind, die aber nur indirekt auf die Wirtschaft eines Staates Einfluss nehmen. Dahinter verbergen sich Menschen, ohne die wir das System nicht am Leben erhalten können. Seit Corona wissen wir alle ganz genau, welche Menschen das sind: Die Verkäuferin und Kassiererin in der Migros, Mitarbeiterinnen von Kindertagesstätten, der Arzt und die Krankenschwester, der Apotheker und die Pharmaassistentin und das Personal der öffentlichen Sicherheit. Sie alle kümmern sich täglich darum, dass zum einen die Grundversorgung mit Lebensmitteln und Hygieneartikel aufrecht erhalten bleibt, dass im vermeintlichen Chaos Sicherheit herrscht und dass wir gesund bleiben oder wenn krank, wieder gesund werden.


Was die meisten aber nicht wissen: meist sind es Frauen, die solche Berufe ausüben. du wirst jetzt denken: das ist soweit ja kein Problem. Nein. Genau das denken viele, die sich noch nie mit der Thematik auseinandergesetzt haben. Aber habt ihr euch schon mal überlegt, warum es selten der Kassierer ist und selten der Krankenpfleger? Dafür gibt es nämlich Gründe. Und die möchte ich euch erklären. Dazu muss ich allerdings etwas ausholen.


Das Ernährermodell

In der Schweiz hat sich über viele Jahre ein hartnäckiges Ernährermodell etabliert. Das heisst konkret, dass unsere Sozialversicherungen, den Mann als verdienendes Oberhaupt sehen und die Rollen innerhalb der Familie traditionell verteilt sind. Das ganze System ist entsprechend danach ausgerichtet. Über Jahre hinweg hat dieses Familienmodell es den Frauen leicht gemacht, nicht erwerbstätige Mütter zu werden aber es ihnen auch gleichzeitig erschwert eine Karriere zu verfolgen. Das Problem hierbei ist, dass Frauen zum Teil diskriminiert werden, wenn sie Mutter und gleichzeitig erwerbstätig sind. Die Gründe dafür sind vielfältig und komplex.


Doppelbelastung Pflege und Arbeit

Frauen sind es, die in dieser Gesellschaft Kinder betreuen und kranke Familienmitglieder zu Hause pflegen. Zum Teil sogar beides. Viele davon müssen arbeiten, weil oft ein Lohn nicht ausreicht zum Überleben oder weil sie alleinerziehend sind. Erschwerend kommt hinzu, dass der Staat die Familienpolitik als Privatsache sieht und somit die Betreuung von Kinder und pflegebedürftigen Familienmitglieder unzureichend staatlich unterstützt bzw. nicht als bezahlte Arbeit anerkennt. Nicht zu vergessen sind erschwerende Punkte wie die nicht vorhandene Lohngleichheit und der nur 14 Wochen dauernde Mutterschaftsschutz. Alles Punkte, die negativ auf das Konto von Frauen einzahlen. Trotz Wohlstand und direkter Demokratie, Dinge die man in der Welt als fortschrittlich bezeichnet, belegt die Schweiz in Bezug auf die Elternzeit (gemäss einer UNICEF-Studie von 31 untersuchten Ländern) übrigens den letzten Platz!


Betroffen von prekären Arbeitsverhältnissen

Frauen sind aufgrund von obengenannten Gründen also viel mehr von präkären Arbeitsverhältnissen betroffen. Sie haben aufgrund der Doppelbelastung (Betreuung von Kinder und kranken Familienmitgliedern) öfter Teilzeitanstellungen. Diese Teilzeitanstellungen sind oft schlechter bezahlt, sozial schlechter gestellt und ausserdem erfordern sie viel Flexibilität bzgl. der Arbeitszeit. Weiter sind sie oft in Sektoren tätig, die von staatlichen Sparmassnahmen betroffen sind. Das Gesundheitswesen oder die Bildung. Wirtschaftszweige, die dem Staat kein Geld abwerfen sondern Kosten verursachen.


Frauen trifft Corona am härtesten

Und jetzt kommts: Krisen treffen jeden aber Frauen oft härter. Denn sie sind die Personen, die in systemrelevanten Berufen arbeiten. Also in genau den Berufen, die in einer Krise wichtig sind, bei denen der Staat in der Vergangenheit aber massiv gespart hat. Und es trifft sie härter, obwohl oder gerade weil sie den Laden am Laufen halten. Es sind Arbeitsstellen, die oft schlecht bezahlt sind und nicht durch die besten Arbeitsbedingungen bekannt sind. Eine Krankenschwester macht schon mal 12-Stunden-Schichten (nicht nur während Corona übrigens) und dies vielleicht mehrere Tage nacheinander. Auch weil in diesem Sektor das nötige Personal fehlt. Wenn sie dann nachhause kommt, geht es dort oft gleich weiter mit der Pflege von Angehörigen. Die körperlichen und psychischen Belastungen, denen sie ausgesetzt sind, brauche ich hier wohl nicht näher zu erläutern.


Frauen halten also in der Öffentlichkeit den Laden zusammen - aber auch im eigenen zuhause! Und eine solche Krise erfordert grundsätzlich mehr Fürsorge, das ist hoffentlich nach Corona allen klar. Nicht nur im öffentlichen Bereich - auch im privaten. Problematisch ist, dass die unentlohnte Pflege von unserem kapitalistischen System nicht als Arbeit angesehen wird. Wenn Corona vorbei ist, bleibt also zu hoffen, dass wir uns nochmal dessen besinnen, warum wir damals für die systemrelevanten Menschen geklatscht haben. Uns daran erinnern, wer wirklich dieses Land am Leben erhalten hat. Und dass diese öffentlichen Applaus-Aktionen nicht einfach als eine weitere Anekdote (wie jede andere) in die Geschichte eingehen. Denn Applaus reicht nicht! Höchste Zeit zu Handeln und Frauen mit den nötigen Mitteln wertzuschätzen: Lohngleichheit, Elternzeit und ein flächendeckendes Betreuungsangebot mit Tagesstrukturen für Kinder. Das reicht als erstes. Danke.


Bis morgen dann!

Diana

 

Spaghetti alle melanzane

für 4 Personen


2 grosse Auberginen

1 grosse Zwiebel

2 Knoblauchzehen

1 Flasche Passata (oder passierte Tomaten)

Olivenöl

Weisswein

Salz, Oregano, Basilikum


Auberginen waschen und mit Haut würfeln. In ein Löchersieb geben und salzen. Ca. eine Stunde schwitzen lassen damit die Bitterstoffe rausgehen. Waschen und die restliche Flüssigkeit auspressen. Danach in einer Pfanne Olivenöl erhitzen und die kleingehackte Zwiebel darin glasig dünsten. Anschliessend die Auberginen dazugeben und weiterdünsten. Dann den Knoblauch dazu und mit einen Schuss Weisswein ablöschen. Deckel drauf und ca. 15 Minuten auf mittlerer Stufe düsten. Jetzt die Passata beifügen und würzen. Auf niedriger Stufe ca. eine Stunde köcheln lassen. Spaghetti kochen, Sugo dazu, pronto!








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