Corona hat mich fest im Griff, denn die Krise macht seltsame Dinge mit mir und meinen Gedanken. Heute und seit ein paar Tagen fühle ich mich zutiefst melancholisch. Mein Kopf hört nicht auf, in der Vergangenheit zu wühlen. Er schlendert gemächlich die Erinnerungsstrasse rauf und runter und holt all die Details aus einer Zeit hervor, die zwar längst vergangen aber nicht minder prägend waren.
Damals schon lebte ich zwischen zwei Welten. Tagsüber gehörte ich zur selbsternannten Elite. Als Vorreiterin war ich mir der Bedeutung des Pendelns damals schon bewusst. Jeden morgen fuhr ich mit dem vollbesetzten Bus in die nächste Stadt, mühte mich den steilen Hang hinauf, um im Schatten des Hardwaldes aber hoch über den Dächern Oltens, etwas für meine Bildung zu tun. Ich hab mich nie als besonders intelligent betrachtet, aber schlau genug, um zu merken, dass jene Mitschüler, nicht des IQs wegen dort verweilten, sondern weil sie die Nachfolger des Kleinstadt-Trones waren.
In meiner Freizeit gehörte ich zur gewöhnlichen Dorfjugend und in unserer kleinen ländlichen Welt dachten wir zu wissen, was wir tun. Ich meine, die coolen Jugendlichen hatten ihre Scooter, ihre Airwalk-Sneakers, Carhartt-Hosen und die dazu passenden Eastpak-Rucksäcke. Keine Ausgaben wurden gescheut, um zu verdeutlichen, wer am Ende der Herrscher über den kleinen Teich war. Aber nur einige Kilometer weiter westlich des Bahnhofsbuffets, also jenseits der sicheren Oltner Grenzen, erschloss sich mir täglich eine ganz andere Welt, eine ebenso erfüllte wie prägende. Dazwischen klaffte jedoch ein grosser kultureller Graben.
Wir waren damals 15, höchstens 16. Die meisten von uns Kinder von Eltern mit Migrationshintergrund. In unseren Hoodies, Marcel-Scheiner-Hosen und mit Invicta-Rucksäcken - eingehüllt in Malizia-Duftwolken und Ciao-Töffli unter dem Hintern - dachten wir die Weltherrschaft an uns reissen zu können. Wir waren jung aber erfahren genug, um zu wissen, dass nicht nur die Kultur uns von der Elite unterschied sondern unser ganzes Leben. Während beide Elternteile hart arbeiteten, verbrachten wir Stunden auf Turnhallentreppen, spielten Basket auf dem Pausenplatz oder hörten Hip Hop auf unserem Discman. Unsere Kontrahenten verbrachten stattdessen ihre Mittwochnachmittage mit Nachhilfelehrern oder wurden von ihren Eltern in ihren Luxuskombis mit Stern zur Tennis-Privatlektion gefahren.
Wir machten unsere ersten Erfahrungen mit der grossen Liebe, schrieben uns Briefe, spielten Flaschenspiele oder «Wahrheit oder Liebe», schenkten uns gegenseitig Freundschaftsbändeli oder tanzten in der Jugenddisco mit «Mr. Perfect» zu Coolio's Gangster's Paradise. Und wir waren traurig, wenn wir die ganzen Sommerferien - fern von unseren Freunden und den gewohnten Treffpunkten - in der zweiten Heimat verbrachten. Ja, Neumatt war zweifellos der Inbegriff eines unbeschwerten und erfüllten Pubertätsleben, ganz ohne Smartphones und Digitalisierung. Und ich war schon immer #teamdulliken, in meiner kleinen Welt. Dort fühlte ich mich geborgen und zuhause, denn das Dorf war mein persönlicher sicherer Hafen.
Keine Liebe, keine Freundschaft kann unseren Lebensweg kreuzen, ohne eine Spur zu hinterlassen. Glück ist, Erinnerungen zu sammeln, die man niemals wieder vergessen wird.
Hebet Sorg und bis morn!
Diana
Fluffige Quarkspätzli
für 4-6 Portionen
250 Quark
300 g Mehl
4 Eier
1 dl lauwarme Milch
1 TL Salz
Alle Zutaten zu einem Teig verrühren - so lange bis sich Bläschen bilden. Den Teig 15 Minuten stehen lassen. Danach durch ein Spätzlisieb in kochendes Wasser geben. Rausnehmen. Passt zu allen möglichen Speisen. Besonders zu Grilladen, jetzt wo das Wetter so schön ist.
Falls ihr etwas nachkocht, von meinen Rezepten, dann postet diese in euren Instastories und markiert mich. Dann kann ich diese auf meinem Profil teilen. Würde mich mega freuen!
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