Diese aussergewönliche Zeit, die wir gerade durchleben, wird zweifellos in die Geschichtsbücher eingehen und unsere Enkel werden im Geschichtsunterricht evtl. davon hören oder lesen. Natürlich nur, wenn man dort anfängt, Reales zu unterrichten statt Märchen von Willhelm Tell und der illusorischen Entstehung der Schweiz. Genau, du hast richtig gelesen. Das Willhelm nur ein Märchen ist, ist vielen klar, dass die Schweiz nicht am 1. August 1291 entstand, den wenigsten.
Auch du wirst jetzt denken: Moment, das habe ich doch so gelernt in der Schule und dieses Jahr am 1. August wollte ich doch den 729. Geburtstag der Schweiz feiern. Stattdessen ist die Eidgenossenschaft aber wahrscheinlich einige Jahre jünger. Du wurdest also ein bisschen hinters Licht geführt in der Schule. Genau. Du fragst dich gerade warum? Ich werde es dir erklären. Oder zumindest versuchen. Dazu muss ich dir vielleicht noch sagen, dass ich einen Bachelor in Geschichte habe und meine Vertiefungsrichtung Schweizer Geschichte war. Ich sage das nicht, um glaubwürdiger zu erscheinen. Nein, das ist wirklich wahr. Und wer sich gerade fragt: nein, ich kenne nicht alle Jahreszahlen der Geschichte der gesamten Welt. Nur so. Höhö. Was ich aber genau weiss, ist, dass ich während meiner Studienzeit an der Uni Basel Erstaunliches erfahren habe, das meiner Meinung nach mehr Aufmerksamkeit verdient, als es jetzt hat.
Die Fakten vorweg:
Der Rütlischwur als Gründungslegende der alten Eidgenossenschaft ist ein Nationalmythos der modernen Schweiz.
Der Bund von 1291 wurde nicht auf dem Rütli beschworen.
Der Bundesbrief wird im 19. Jahrhundert als Gründungsdokument hochstilisiert.
Die Darstellungen des «ersten Bundes» mit den 3 schwörenden Eidgenossen und Urkunde in der Hand sind eine Erfindung des 19. Jahrhunderts.
Oder anders:
Das Entstehungsjahr des Bundesbrief kann wissenschaftlich weder auf das Jahr 1291 noch auf den Tag genau zurückdatiert werden. Dass der Rütlischwur genau am heutigen Nationalfeiertag stattfand, ist also wissenschaftlich nicht erwiesen. Das erste schriftliche Dokument, welches etwas zum Gründungsjahr der alten Eidgenossenschaft erfasst, ist eine Chronik aus der Mitte des 16. Jahrhunderts und dort ist als Gründungsdatum das Jahr 1307 verzeichnet.
Nach der Gründung der modernen Schweiz 1848, also mit der Annahme der Bundesverfassung, wird der Wunsch gross, dieses Ereignis mit einer Feier zu bestärken. Obwohl sich Historiker damals schon nicht einig waren, entschied der Bundesrat in einer Botschaft vom 14. Dezember 1889 (historisch belegt), dass fortan der 1. August 1291 mit dem Bündnis der drei Kantone, als Gründungsereignis der Schweiz gelte. Dass es sich dabei um ein einfaches Bündnis handelt, ignoriert die Regierung. So wird aus einem «Anfang August» (schriftlich so festgehalten im Bündnis) dann der 1. August.
Was also hinter den Heldengeschichten der kollektiven Erinnerung steckt, ist nichts weiteres als ein Konstrukt von irgendwelchen nationalkonservativen Interessensgemeinschaften. In der Erinnerungspolitik der Schweiz wurde mal mehr mal weniger erfunden, geschönt und auch verdrängt. Historische Fakten vs. mythologische Fiktion. Oder auch David gegen Goliath. Wissenschaft vs. Politik. Gut gegen Böse. Nennt es wie ihr wollt.
Es gibt übrigens noch viele weitere Mythen, die so schlicht nicht stimmen. Z.B. dass unsere Neutralität auf die berühmte Schlacht von Marignano zurückgeht. Dass sich nach 1515 aber noch ganz viele Konflikte ereigneten, in denen die Schweiz eine nicht ganz unwichtige Rolle spielte, davon zeugt faktisch keine Neutralität. Was also an Schweizer Schulen gelehrt wird, ist zum Teil reine Erfindung und nicht Wissenschaft. Welchen Zweck eine solche Vermittlung, basierend auf historischem Halbwissen, hat, darüber dürft ihr jetzt selbst spekulieren. Ich für meinen Teil hoffe, dass David in naher Zukunft doch noch gegen Goliath gewinnt. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Wer sich für reale und wissenschaftlich belegte Schweizer Geschichte interessiert, dem empfehle ich das Buch «Schweizer Heldengeschichten – und was dahintersteckt» von Thomas Maissen, eines ehemaligen Professors und renommierten Historikers, zu lesen.
Ihr könnt das Buch evtl. in der Buchhandlung Leserei in Zofingen bestellen. Die sind supernett und haben während Corona einen praktischen Heimlieferservice etabliert. #buylocal
So und nun bleibt nur zu hoffen, dass Corona wirklich als Corona in die Geschichtsbücher eingeht, und nicht als irgendeine Heldengeschichte, die den Nationalstolz stärken soll.
Stay healthy und bis morn!
Diana
Cozze alla Miranda
für 4 Personen
2 kg frische Miesmuscheln
1 grosse Zwiebel
2 Knoblauchzehen
400 g Cherrytomaten
1 Bund Petersilie
1.5 dl Weisswein
Olivenöl
Salz
Zuerst Miesmuscheln waschen und säubern. Alle Algen auf der Muschelschale mit einem Messer entfernen.
In einer Pfanne etwas Olivenöl erhitzen. Die kleingehackte Zwiebel darin glasig dünsten, danach den kleingehackten Knoblauch dazu. Cherrytomaten waschen und vierteln. Auch in die Pfanne geben und bei mittlerer Hite köcheln bis die Tomaten zerfallen. Dann mit Weisswein ablöschen und weiterdünsten, bis eine sämige Sauce entsteht. Am Schluss die gehackte Petersilie dazugeben.
In einem grossen Topf die Miesmuscheln legen. Diese auf höchster Stufe erhitzen, bis sie sich öffnen. Höchstens 5-10 Minuten. Danach abschütten und in eine Auflaufform geben. Sauce darüber und das Gericht ist servierbereit!
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