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  • AutorenbildDiana Miranda

Day 47 - Besuch bei der Bäuerin

Gestern war ich mal wieder beim Bauern bzw. der Bäuerin des Vertrauens, da eine Tortilla auf dem Menuplan stand und mir die Zutaten dafür fehlten. Ich bin seit Jahren Kundin dort, nicht nur weil sie meiner Meinung nach hervorragende Kartoffeln und die weltbesten Eier hat, sondern auch weil ich damit lokal einkaufe und somit einen kleinen Teil für meinen ökologischen Fingerabdruck mache. Ausserdem schmecken mir die Eier aus dem Supermarkt überhaupt nicht.


Der Besuch bei der Bäuerin erinnert mich immer an meine Kindheit. Meine Grosseltern, die wir jeweils nur in den Sommerferien besuchten, hatten nebst anderen Tieren einen Stall mit vielen Hühnern. Das erste was ich also als bei der Ankunft gleich nach der Begrüssung machte, war den Hühnerstall nach Eiern absuchen. Gleich danach wurde meine Grossmutter dazu genötigt, Spiegeleier zuzubereiten. Das Eier verspeisen ist mittlerweile eine Tradition geworden und obwohl mein Grossvater bereits verstorben und meine Grossmutter im Pflegeheim ist, hat mein Onkel den Hühnerstall übernommen. Was perfekt ist, denn wenn wir dort in den Ferien sind, ist die familiäre Eierversorgung garantiert. Zwar muss ich die Spiegeleier nun selbst zubereiten, aber es lohnt sich allemal. Die Qualität hat trotz Generationenwechsel nicht gelitten.


Viele Menschen wissen nicht, dass Eier einen Geschmack haben. Denn die meisten kennen nur die geschmacklose und blasse Version des Grossverteilers, deren Legehühner nie einen Schritt vor die eigene Haustür gemacht und auch nie etwas anderes zu fressen gekriegt haben, als Industriefutter. Hühner sind Allesfresser. Sie essen, was man ihnen gibt. Die übrigen Spaghetti vom Mittagessen oder altes Brot. Sie picken alles vom Boden auf, was geniessbar ist, auch Steine. Diese sind wichtig für ihre Verdauung. Und sie brauchen Auslauf, weil sie sich gerne die Beine vertreten - so wie jedes Lebewesen. Die Hühner meiner Grosseltern waren den ganzen Tag draussen bis mein Grossvater sie am Abend wieder im Stall einschloss. Und die meisten kehrten freiwillig zurück. Ich bin überzeugt, dass aufgrund all dieser positiven Faktoren die Eigelbe richtig gelb, ja fast orange, und diese wirklich heute noch ein wahrlicher Genuss sind.


Der Besuch bei der Bäuerin ist meist verbunden mit einer kleinen Unterhaltung. Denn obwohl sie seit geraumer Zeit einen professionellen Selbstbedienungs-Hofladen mit Eier- und Milchautomat betreibt, ist sie wegen Corona non-stop im Einsatz und daher vor Ort. Neulich hat sie mir erzählt, dass sie derzeit täglich über 1000 Eier verkauft und hat mir stolz den modernen Hühnerstall mit Auslauf gezeigt. Hühner sind sehr empfindlich. Sie mögen zum Beispiel keinen Regen. Damit sie trotzdem draussen an der Luft sein können, hat die Bäuerin mit viel Liebe einen gedeckten Wintergarten für sie gebaut. Drinnen hat sie eine automatische Licht- und Fütterungsanlage und es läuft Musik. Man merkt, dass der Landfrau wirklich etwas an dem Geflügel liegt, selbst wenn es am Ende nur Nutztiere sind. Falls ihr euch jetzt fragt, ob die Frau 1000 Hühner hat, nein, es sind nur knapp 350 Stk. Sie verkauft derzeit aber noch die Eier von anderen Bauern, die nun nicht mehr an Restaurants liefern können.


Man erfährt ja so einiges, wenn man sich mit Menschen unterhält. Darum liebe ich den Dialog. Und ich mag es, wenn wir offen miteinander kommunizieren. Das begünstigt das gegenseitige Verständnis für einander. Ich für meinen Teil hoffe, dass ich meinem Kind vermitteln kann, woher die "selbstverständlichsten" Dinge im Leben kommen, dass andere dafür hart gearbeitet haben. Und ich hoffe, dass sich mein Kind irgendwann - wie ich - an seine unbeschwerte Kindheit zurückerinnert. So wie damals, als ich im Hühnerstall meiner Grosseltern nach Eiern gesucht habe und die Welt noch in Ordnung war.


Bis bald

Diana

 

Tortilla española

für eine mittelgrosse Tortilla


1200 g festkochende Kartoffeln

2 grosse Zwiebeln

8 Eier

Sonnenblumenöl reichlich

Salz


Kartoffeln schälen, halbieren und in kleine, gleichdicke (2-3 mm) Scheiben schneiden. Zwiebeln grob hacken. In einer Bratpfanne reichlich Öl erhitzen und die Kartoffeln und Zwiebeln darin zum kochen bringen. Es ist wichtig, dass die Kartoffeln nicht frittieren sondern im Öl kochen. Ca. 30-45 Minuten lang. Gegen Ende dürfen einige Kartoffeln auch etwas goldbraun werden. Die Kartoffeln salzen. In der Zwischenzeit die Eier aufschlagen und ebenfalls etwas salzen. Danach die Kartoffeln und Zwiebeln durch ein Sieb abtropfen lassen. Zu den Eiern geben und gut umrühren bis eine homogene Masse entsteht. Dabei müssen die Eier binden. 10 Minuten stehen lassen und nochmal umrühren. Dieselbe Pfanne wie vorhin auf den Herd stellen und ein Kaffelöffel Öl bei höchster Stufe erhitzen. Danach die Masse hineintun und 2 Minuten braten. Danach mit einem Teller oder Pfannendeckel wenden und auf der anderen Seite auch 2 Minuten braten. Fertig! Schmeckt übrigens kalt und warm sehr gut.

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